Du sollst nicht stehlen (3)

7. Gebot: „Du sollst nicht stehlen.“

In meiner Küche hing eine Fotokopie der berühmten Dreifaltigkeitsikone.
Andrej Rubljow hat diese Ikone im 15. Jahrhundert in seinem Kloster Sergijew Possad unweit von Moskau geschaffen. Die Ikone erinnert an das Geheimnis des einen Gottes, der in sich Gemeinschaft ist:
Vater – Sohn – heiliger Geist.
Die göttlichen Personen sind als Engel dargestellt. Sie sitzen um einen Kelch mit einem Kalbskopf herum.
Beim Betrachten der heiligen Dreifaltigkeit auf dieser Ikone soll etwas vom Geheimnis Gottes deutlich werden. Der Vater schenkt sich, gibt sich ganz und gar seinem Sohn. Der Sohn, der sich vom Vater empfängt, schenkt sich, gibt sich ganz und gar seinem Vater. Und diese sich schenkende und empfangende Liebe ist der heilige Geist. In Gott gibt es nur einen Austausch: geben und empfangen, kein sich selbst behalten.

Wir Menschen sind nach dem Bild des einen Gottes in drei Personen gemacht.
Jeder Mensch kommt dann zu sich selbst, wenn er sich verschenkt,
gibt und empfängt, wie es bei Gott geschieht. Jesus sagt:
„Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“ (Mt 10,8B)
Wo Menschen nach dem Bild und Gleichnis Gottes leben, wo sie das Leben teilen, sich gegenseitig schenken und empfangen, wo sie in einem beständigen Austausch und in Beziehung bleiben, da ist Fülle, Glück, Frieden, Heil, Segen.

Nach einer Zeit ist mir die Fotokopie der Rubeljowikone verblasst. Die heilige Dreifaltigkeit ist kaum mehr zu erkennen. Ich habe das Bild abgehängt. Was passiert, wenn wir Gottes Nähe aufgeben und sein Bild in uns verblassen lassen.
Jesus erzählt im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15) davon. Der Sohn will nicht mehr empfangen und geben, er will nur noch sich selbst leben. Der verlorene Sohn ist jemand, der sich aus der Beziehung zu Gott und zum Menschen herausstiehlt und nur sich selbst behält. Der verlorene Sohn stirbt schließlich in Einsamkeit und Egoismus.

Tiefer verstandener Diebstahl geschieht dort, wo der Mensch sich dem anderen entzieht: Wo er keine Zeit, keine Nähe, keine Beziehung schenkt. Diebstahl passiert umgekehrt dort, wo ich dem Anderen Zeit, Aufmerksamkeit stehle und mein Gegenüber mir gefügig mache.

Der verlorene Sohn konnte schließlich in die Arme des Vaters zurückkehren und darin sein Bild wiederentdecken: „Denn dieser mein Sohn war tot und ist ins Leben zurückgekehrt. Er war verloren und ist wiedergefunden worden. (Lk 15,24)

Du sollst nicht stehlen. 7. Gebot.

Kehren wir zur biblischen Vision vom Menschen zurück, der nach dem Bild Gottes empfängt und gibt. Und ich bin mir gewiss: Die Kriminalität aufgrund von Raub und Diebstahl wird schnell zurückgehen. Wer Gott nahe ist, der kann schenken und der kann empfangen. Mir fehlt nichts mehr😊

Pfarrer Markus Grabowski


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… wir am Sonntag, 30. April 23, 17.00 Uhr junge und ältere Menschen zum Gebet um geistliche Berufungen einladen? Kommen Sie am Sonntag des Guten Hirten nach St. Joseph, Stadthagen.

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