„Francesco, geh und baue meine Kirche wieder auf, weil sie zerfällt.“ Diesen Ruf Gottes soll der heilige Franziskus in einer verfallenen Kirche im Schlaf gehört haben. Franziskus nahm den Ruf Gottes ernst und baute vor gut 800 Jahren nicht nur das kleine verfallene Kirchlein San Damiano in Assisi wieder auf. Nein, Franziskus hat mit seinen Weggefährten der Kirche im Geist des Evangeliums neuen Lebensgeist eingehaucht und Menschen für Christus gewonnen. Und heute …?
Ich sehe nicht die Eine Kirche, wie sie das große Glaubensbekenntnis kennzeichnet. Jesus hat gesagt: „Du bist Petrus und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ (Mt 16,18) Und an anderer Stelle sagt Jesus: „Lass sie alle eins sein, wie du, Vater, in mir und ich in dir! Lass auch sie in uns eins sein, damit die Welt es glaube, dass du mich gesandt hast!“ (Johannes 17,21) Heute teilen sich die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in hunderte von Konfessionen und Gruppierungen auf. Christus wollte aber nur die Eine Kirche gründen. Er ist gleichsam das Haupt und wir sind die Glieder an seinem Leib. In meiner Kirche knirscht es aktuell gewaltig. Werden wir beieinanderbleiben? Schauen wir auf Francesco, der aus dem Geist der Armut sein Leben ganz auf Christus ausgerichtet und aus dem Evangelium gelebt hat.
Heilige Kirche?! Können wir das Heil in dieser Kirche sehen? Oder ist die Kirche ein heilloses Durcheinander…? Von außen betrachtet kann man am Zustand der Kirche verzweifeln. Beispiel Skandal des Kindesmissbrauchs. Jeder Fall muss restlos aufgeklärt werden. Heil in dieser Kirche finde ich dann, wenn mich zum Beispiel mein evangelischer Mitbruder anspricht und fragt: Wie geht es Dir? Kann ich Dir helfen? Kirche ist da heilig, wo Menschen das Geschenk der Taufgnade annehmen und im Namen Jesu, von dem alles Heil ausgeht, aufeinander zugehen. Früher hieß es: Außer der Kirche kein Heil. Heute würde ich ergänzen und sagen: Überall da, wo Heil ist, da ist Kirche.
Es gibt schon mal Jugendliche, die in der Diaspora bewusst sagen: „Ich bin katholisch“. Ursprünglich sollte dieses Wort nicht zur Abgrenzung oder gar Ausgrenzung dienen. Bischof Ignatius von Antiochien nannte um das Jahr 118 die Kirche zum ersten Mal „katholisch“, also universal, allumfassend. Alle Kulturen und Nationen haben das Recht, in der Kirche eine Heimat zu finden. Das II. vatikanische Konzil sagt, dass die Kirche Sauerteig und Seele der menschlichen Gesellschaft ist. Kirche geht über alle Grenzen hinaus. Sie ist keine Staatskirche.
Ich glaube auch an die apostolische Kirche, frei nach dem Wort Jesu: „Geht in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.“ (Mk 16,15) Kirche, die auf dem Glaubenszeugnis der Apostel gegründet ist, ist kein selbstbezogener Verein. Papst Franziskus will keine Sofachristen, sondern Männer und Frauen, die mutig zu den Menschen gehen und die Frohe Botschaft verkünden.
Wer hat heute Mut aufzustehen und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche wieder aufzubauen, so dass sie nicht zu eng aber auch nicht beliebig, nicht zu konservativ aber auch nicht zu angepasst „Salz der Erde und Licht der Welt“ sei …?
Ihr Pfarrer Markus Grabowski