Die Mitte

Was ist die Mitte deines Lebens?

Die Coronawelle schwappt übers Ufer und löst Unruhe aus. Wie ein Sog zieht das Virus viel Aufmerksamkeit auf sich und das Leben runter. Die Seuche bringt gewohnte Tagesabläufe und Rhythmen durcheinander. Menschen warten ungewiss hinter verschlossenen Türen auf eine „Befreiung“.

Die Krise löst bei mir die Frage nach der Mitte des Lebens aus.
Was zählt?
Was trägt mich?
Was ist wirklich von Bedeutung?

Friede sei mit Euch!“ (Joh 19,19)

Gleich dreimal ist dieses beruhigende Wort am kommenden Sonntag im Evangelium zu hören.

Da sitzen ängstliche, krisengeschüttelte, in einem Raum eingesperrte JüngerInnen und hören plötzlich diesen hoffnungsvollen Impuls:

Friede sei mit euch“.

Als Christ mache ich jetzt keine große Welle. Der Auferstandene, der damals plötzlich durch Türen kam und in die Mitte der Jünger trat, mutet in aufgeklärten Tagen zum Hinterfragen an.

Ein Mensch, der Sohn Gottes, der tot war, soll leben…? Heute und hier?

Der Osterglaube, den ich im Herzen trage, löst sicher auch nicht gleich wie eine Magie alle Nöte und Wunden dieser Welt. Ganz im Gegenteil: Er bringt auch Fragen und Zweifel mit, wie der Apostel Thomas zeigt, der seine Finger in die Wunde Jesu legen wollte. Aber dieser Osterglaube, den die Jünger und die Glaubensgemeinschaft bis heute bezeugen, hilft mir, meine Konzentration umzulenken und meine erlösende Mitte in dem zu suchen, von dem der Sucher und Zweifler Thomas sich am Ende überzeugt und bekannt hat: „Mein Herr und mein Gott“. (Joh 19,28)

Der Fokus auf den Auferstandenen nimmt mir in der Gemeinschaft der Glaubenden tatsächlich die Furcht vor dem Virus.

Ich finde Frieden und eine bergende Mitte in dem, von dem es im Lied heißt:

Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.“  

Ihr Seelsorger

Markus Grabowski